Mit der der „hyperthermen intrathorakalen Chemotherapie“ (HITOC) bietet das Varisano-Klinikum Frankfurt Höchst eine neue Therapieoption bei bestimmten Krebserkrankungen an.
Dabei handelt es sich um eine innovative Möglichkeit, nach der chirurgischen Tumorentfernung intraoperativ den Brustraum mit erwärmter Chemotherapie zu spülen. Bereits seit über zehn Jahren wird im Zentrum für chirurgische Erkrankungen des Peritoneums ein ähnliches Verfahren zur Entfernung kleinster Metastasen im Bauchraum erfolgreich eingesetzt.
Die relativ neue HITOC-Methode kommt in ausgesuchten Fällen bei bösartigen Neubildungen des Rippenfells zur Anwendung. Insbesondere in der Behandlung des Pleuramesothelioms, einem Tumor des Rippenfells, kann nach der chirurgischen Entfernung des Rippenfells diese intraoperative Chemotherapie unter Erwärmung effektiv eingesetzt werden. Durch die homogene Verteilung im Pleuraraum ist eine deutlich höhere Konzentration des Medikamentes möglich als bei der systemischen Anwendung über die Vene.
Mit einer speziellen Pumpe – ähnlich wie bei der hyperthermen Chemotherapie des Bauchraumes (HIPEC) – wird direkt nach der chirurgischen Entfernung des Tumors der Brustkorb mit einer bis auf 42 Grad Celsius erwärmten Chemotherapie-Lösung gespült. So können mögliche verbliebene kleinste Tumorzellen nach der Entfernung des Rippenfells durch die lokale Wirkung der Chemotherapie abgetötet werden. Die Erwärmung der Lösung vergrößert die Eindringtiefe der Chemotherapeutika deutlich und steigert die Wirkung der Zellgifte.
Die neue, 2021 erstmals am Klinikum eingesetzte Therapieoption ergänzt die langjährigen Erfahrungen der Klinik mit der hyperthermen Chemotherapie des Bauchraumes und stellt zugleich deren konsequente Weiterentwicklung dar. „Am Varisano-Klinikum Frankfurt Höchst haben wir bereits das Verfahren bei Patientinnen und Patienten mit gleichzeitigem Mesotheliombefall der Bauch- und Brusthöhle in einem multimodalen Therapiekonzept erfolgreich eingesetzt“, erklärt Professor Dr. med. Matthias Schwarzbach, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie sowie Leiter verschiedener Organkrebszentren.
Eine weitere Neuerung, die für die Patientinnen und Patienten des Onkologischen Zentrums einen großen Fortschritt bedeutet, ist die minimal-invasive Anwendung der HIPEC. Diese ist seit kurzem am Klinikum etabliert. Mit dem Verfahren werden zunächst laparoskopisch die Tumore im Bauchraum minimalinvasiv operativ entfernt und anschließend ohne weitere Bauchschnitte die Chemotherapie über spezielle Katheter in den Bauchraum eingebracht. „Aus unserer Erfahrung lässt sich dieses schonende minimalinvasive Vorgehen bei geringem Tumorbefall des Bauchraumes sehr sicher durchführen. Insbesondere bei Tumoren des Blinddarms, die oft als Zufallsbefund bei einer Entzündung dieses Darmabschnittes diagnostiziert werden, eignet sich dieses Vorgehen“, meint Matthias Schwarzbach.
Im Februar konnte auf diese Weise eine 40jährige Patientin mit einer bösartigen Blinddarmerkrankung erfolgreich behandelt werden. „Dieses ist für die Patienten ein sehr schonendes und sehr gut tolerierbares Verfahren sowie ein weiterer Meilenstein in der patientenorientierten Entwicklung des Frankfurter HIPEC-Zentrums “, unterstreicht der Chefarzt.
Seit mehr als einem Jahrzehnt stellt das HIPEC-Zentrum die regionale Versorgung von Patienten mit Erkrankungen des Peritoneums sicher, auch in Kooperation mit umliegenden Krankenhäusern. red