In einer Pressemitteilung zeigt sich das Klinikum Höchst betroffen von den Vorwürfen in Bezug auf die Station D42 der Psychiatrie am Klinikum Höchst. Wie berichtet hatte RTL im März einen Bericht gezeigt, in dem mit in der geschlossenen Abteilung der Klinik verwahrloste Patienten, schmutzige Räume und überfordertes Pflegepersonal zu sehen waren. Auch seien Patienten über mehrere Tage fixiert worden.
Die Klinik gab bekannt, alle Sachverhalte zu prüfen. „Deshalb haben wir mit der Stadt und der Fachaufsicht ein Bündel von Maßnahmen vereinbart, mit denen wir kurzfristig bestehende Mängel beseitigen und prüfen, inwieweit wir die bereits bestehenden mittel- und langfristigen Planungen für die geschlossene Station der Psychiatrie beschleunigen können. Dieser Prozess ist in vollem Gange. Dabei wird uns ein externer Berater mit seiner Fachexpertise und einem umfangreichen Beratungsauftrag unterstützen“, heißt es in der Erklärung.
Die Klinik kritisiert aber auch den Fernsehsender. „Mit journalistisch hoch umstrittenen Recherchemethoden haben RTL und das Team Wallraff ein stark verzerrtes Bild gezeichnet, wie auch in der Fachpresse kritisch diskutiert wurde.“ Unabhängig von der Art der Berichterstattung würde die Klinik aber jedem Vorwurf nachgehen. „Allerdings setzen wir uns gegen die pauschale und illegitime Diskreditierung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entschieden zur Wehr“, so die Klinikleitung.
Schwierige Situationen, wie sie jeden Tag in der psychiatrischen Versorgung von Schwerstkranken vorkommen, seien in dem TV-Beitrag „skandalträchtig inszeniert“ worden. Beschwerden ehemaliger Patienten sollen jetzt geprüft werden. „Es macht uns betroffen, dass viele davon offensichtlich nicht bei uns gelandet sind, sondern erst jetzt über die Medien geäußert werden. Wir haben hierfür direkte Gespräche mit ehemaligen Patienten aufgrund ihrer jetzt geäußerten Beschwerden vereinbart“, erklärt die Klinikleitung.
Auch die verantwortlichen Ministerien und Dezernate haben sich eingeschaltet und Untersuchungen eingeleitet. Das Gebäude, in dem sich die psychiatrische Klinik befindet, ist aus den 80er-Jahren und entspricht nicht mehr den heutigen Maßstäben. Im dritten Bauabschnitt der Campusentwicklung des Klinikums ist ein Neubau der Psychiatrie geplant. Eine räumliche Veränderung nach Vollzug des ersten Bauabschnitts war bereits in Planung und soll jetzt vorgezogen werden. „Wir werden durch die Verlagerung einer Station Platz schaffen und so neue räumliche Voraussetzungen schaffen, die eine wesentlich entzerrtere Behandlung der Patienten ermöglicht“, versprechen die Verantwortlichen als Sofortmaßnahme.
Auch die Reinigungszyklen wurden bereits erhöht, um die Hygiene auf der Station besser zu gewährleisten. Die hessische Landesregierung hat nach dem TV-Bericht Schritte zur Analyse des Sachstands und zur Aufklärung eingeleitet. „Wir klären das auf, prüfen gründlich, fordern und ziehen bereits erste Konsequenzen“, betonte Sozialminister Kai Klose (B90/Die Grünen). Als Fachaufsicht habe sein Ministerium dafür Sorge zu tragen, dass richterlich angeordnete Unterbringungen, Zwangsbehandlungen oder Fixierungen, die immer nur die ultima ratio darstellten, entsprechend der Regeln stattfinden. Entsprechend habe die Fachaufsicht als Sofortmaßnahme die betreffende Station des Klinikums besucht, dort Gespräche geführt und alle Protokolle der Fixierungen aus dem Jahr 2018 angefordert, um sie gründlich zu prüfen und auszuwerten. Klose: „Bis auf Weiteres wird es regelmäßige fachaufsichtliche Gespräche mit dem Klinikum unter Beteiligung der Stadt Frankfurt geben.“ Der Minister kündigte außerdem an, dass die im hessischen Psychiatriegesetz vorgesehenen Besuchskommissionen für alle psychiatrischen Kliniken „in kürzester Zeit“ ihre Arbeit aufnehmen werden. red