Das Denkmalamt der Stadt Frankfurt ermöglicht bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr einen aufschlussreichen Einblick in die archäologischen Grabungen auf dem Ettinghausen-Platz im Stadtteil Höchst. Interessierte Bürger haben am Donnerstag, 10. September, erneut die Gelegenheit, sich bei Führungen über die Arbeiten zu informieren.
„Die Stadt Frankfurt möchte und wird diesem geschichtsträchtigen Ort ein angemessenes Erscheinungsbild geben“, sagt Planungsdezernent Mike Josef. „Die bei den Grabungen gewonnenen Erkenntnisse werden in den Wettbewerb zur zukünftige Neugestaltung des Ettinghausen-Platzes im Rahmen des Programms ‚Schöneres Frankfurt‘ einfließen.“
Der Ettinghausen-Platz in seiner heutigen Form ist erst im 20. Jahrhundert entstanden; namensgebend ist die jüdische Familie Ettinghausen, die 1939 die Thorarolle nach Boston/USA gerettet hat. An dieser Stelle stand bis 1939 die Höchster Synagoge, erbaut 1905. Nach deren Zerstörung wurde von 1940 bis 1942 ein Bunker errichtet, der zu einem kleinen Teil den Synagogengrundriss überdeckt. Davor wurde der Platz angelegt.
Unter dem Platz zeigen sich auch die Reste der Stadtmauer, die zwischen 1355 und 1432 errichtet wurde. Sie ist in Teilen auch erhalten. Der Mauerring hatte mehrere Türme und Tore. Im Grabungsbereich liegt der sogenannte Hinterturm.
Nachdem die Jüdische Gemeinde das Areal 1798 erworben hatte, hieß er „Badstubenturm“ – ein deutlicher Hinweis, dass die aktenkundige Mikwe, das rituelle Tauchbad, darin errichtet wurde. Der Liederbach durchquert die Grabungsfläche von Norden nach Süden und speiste auch die Wassergräben der Stadtbefestigung, war aber wohl auch die Quelle einer vermuteten Mikwe.
Nach dem Stadtbrand 1778 wurden die Befestigungsanlagen teilweise niedergelegt und der Wassergraben teils verfüllt, teils überbaut. Zunächst erweiterte die Höchster Porzellanmanufaktur ihre Flächen nach 1778 über die Stadtgräben nach Norden.
Teile des Porzellanhofgartens wurden 1798 durch die Jüdische Gemeinde erworben. 1805/1806 wurde der Hinterturm von der nassauischen Regierung der Jüdischen Gemeinde zum Bau einer „Judenschule“ überlassen, es dürfte sich hierbei um die ältere Synagoge handeln, von der wenige Reste ausgegraben werden konnten. Dieses Gebäude wurde 1816 abgebrochen und in gleichen Ausmaßen auf den Fundamenten wiedererrichtet. Die Grundsteinlegung des jüngsten Baus erfolgte 1905, die Synagoge wurde im Bereich des alten Wassergrabens nach Plänen des Architekten Münchhausen errichtet.
Die archäologischen Ausgrabungen am Ettinghausen-Platz haben am 7. April begonnen und sind weit fortgeschritten. Die örtliche Grabungsleitung liegt beim Denkmalamt.
Interessierte Bürger erhalten am Donnerstag, 10. September, erneut die Möglichkeit, nach Voranmeldung an geführten Besichtigungen der Grabungsstätte in Gruppen von maximal zehn Personen teilzunehmen. Eine namentliche Anmeldung ist erforderlich per E-Mail an denkmalamt@stadt-frankfurt.de oder unter der Telefonnummer 069/212-36199. Anmeldeschluss ist am morgigen Mittwoch 9. September, um 12 Uhr. red