Nach der mehrwöchigen pandemiebedingten Pause läuft der Publikumsbetrieb in den Bürgerämtern der Stadt Frankfurt in dieser Woche wieder an. Vieles ist für die Mitarbeiter noch ungewohnt, müssen doch sämtliche Abläufe an die Vorgaben des Infektionsschutzes angepasst werden. Manche Routinen müssen sich erst noch einspielen.
In dieser Hinsicht erinnert der Neustart ein wenig an die Situation vor 20 Jahren, als sich die Mitarbeiter ebenfalls auf eine veränderte Situation einstellen mussten. Damals wurde der Bürgerservice völlig neu konzipiert und im Bürgeramt zusammengefasst. Aus der ehemaligen Zentralen Meldestelle auf der Zeil wurde am 2. Mai 2000 das erste moderne Bürgeramt der Stadt Frankfurt. Dort wurden damals 20 Dienstleistungen, die zuvor zum Teil in anderen Ämtern erledigt wurden, für die Frankfurter aus einer Hand erbracht. „Nicht die Bürger sollen laufen, sondern die Daten“, lautete das Motto, das bis heute gilt.
Nach und nach wurden auch die dezentralen Meldestellen zu Bürgerämtern. Lediglich der Standort Bockenheim wurde 2003 aus Kostengründen geschlossen. Heute gibt es sieben Bürgerämter und vier Außenstellen, die auf das gesamte Stadtgebiet verteilt sind. In den vergangenen 20 Jahren wurden dort insgesamt rund zehn Millionen Besucher gezählt. Das Bürgeramt gehört zu den Behörden, die jeder Frankfurter irgendwann einmal aufsuchen muss. Tendenziell werden die einzelnen Standorte immer stärker frequentiert – nicht nur wegen der steigenden Zahl an Einwohnern. Auch die Zahl der angebotenen Dienstleistungen ist um 50 Prozent auf rund 30 gewachsen.
„Die Verwaltungsreform vor 20 Jahren war eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass wir heute einen sehr bürgernahen Service bieten können“, sagt der für die Bürgerämter zuständige Stadtrat Jan Schneider. „Ich bin froh, dass wir viele dezentrale Standorte haben, die wir nicht nur erhalten, sondern nach und nach auch modernisieren.“ Oliver Becker, Leiter des Bürgeramtes, Statistik und Wahlen, ergänzt: „Die aktuellen Baustellen im zentralen Bürgeramt auf der Zeil und im Bürgeramt Nordwest zeigen, dass die Verbesserung des Bürgerservice und zeitgemäße Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeiter einen hohen Stellenwert haben.“
Das Bürgeramt in seiner heutigen Form wurde durch eine Verfügung der damaligen Oberbürgermeisterin Petra Roth gebildet. Es wurde als Abteilung in das neu formierte Bürgeramt, Statistik und Wahlen integriert und umfasste die Meldestellen des früheren Amtes für Statistik, Wahlen und Einwohnerwesen, die im Hauptamt angesiedelten Verwaltungsstellen, die Pass- und Ausweisstelle des Ordnungsamtes sowie die Informations- und Beratungsstelle des Bürgerbüros Höchst.
Am Prinzip, den Bürgern eine einheitliche Anlaufstelle für verschiedene Anliegen zu bieten, hat sich bis heute nichts geändert. Und so werden die wohnortnahen Bürgerämter nicht nur für Dienstleistungen aufgesucht, die dort in eigener Zuständigkeit erbracht werden, etwa die Anmeldung einer Wohnung oder die Ausgabe eines Reisepasses. Auch ihren Hund können Bürger dort beispielsweise anmelden oder einen Führerschein praktisch vor der eigenen Haustür beantragen und sich so den Weg zum Kassen- und Steueramt oder zur Führerscheinstelle im Ordnungsamt sparen.
Während der grundlegende Servicegedanke unverändert blieb, hat sich die Technik in den vergangenen 20 Jahren zum Teil erheblich gewandelt. Zum Beispiel bei der Beantragung von Reisepässen. „Im Jahr 2000 wurden die Anträge noch in Papierform an die Bundesdruckerei in Berlin gesandt, dort gescannt und dann zu Reisepässen verarbeitet“, erinnert sich Claudia Schlick, die Leiterin der Abteilung Bürgeramt. Heute werden die Daten elektronisch übertragen, einschließlich der Passbilder und der Fingerabdrücke. „Das führte zu einem deutlichen Zeitgewinn“, betont Schlick. Der sogenannte Expresspass kann innerhalb von 72 Stunden produziert und geliefert werden.
Geschwindigkeit ist auch wegen des Frankfurter Flughafens gefragt: Manche Reise würde an der Passkontrolle enden, weil Reisende ihren Pass vergessen haben oder dieser abgelaufen ist. In solchen Fällen hilft oft eine Taxifahrt zum Bürgeramt, wo die Mitarbeiter versuchen, den Wettlauf mit der Boarding-Zeit zu gewinnen und einen vorläufigen Reisepass auszustellen. Mehr als 300 Reisen werden jedes Jahr auf diese Weise doch noch möglich gemacht. Das wissen die Reisenden zu schätzen und schreiben dankbar Ansichtskarten und E-Mails aus fernen Ländern ans Bürgeramt.
Heute hat das Bürgeramt rund 200 Mitarbeiter und bildet damit die größte Abteilung im Bürgeramt, Statistik und Wahlen, in dem insgesamt rund 300 Personen tätig sind. In Zukunft wird die Arbeit des Bürgeramts zunehmend von der Digitalisierung geprägt sein. An vier Standorten gibt es bereits Selbstbedienungsterminals, an denen Bürger selbst Passbilder aufnehmen und ihre Fingerabdrücke scannen können. Weitere werden folgen. Und für einige Dienstleistungen wie einfache Auskünfte aus dem Melderegister ist ein Besuch gar nicht mehr nötig, weil der Antrag online gestellt werden kann. Dieser Service wird nach und nach ausgeweitet.
Stadtrat Schneider ist überzeugt: „Die Digitalisierung wird weiter voranschreiten und viele Vorteile bringen. Wir brauchen aber auch künftig Mitarbeiter, die Bürger persönlich bedienen und das Gesicht der Stadtverwaltung bilden. Ich bin sehr froh, dass wir uns hier auf kompetentes und engagiertes Personal verlassen können.“
Weitere Informationen zu „20 Jahre Bürgerämter“ sind in der Ausgabe 06/2020 von „frankfurt statistik aktuell“ zu finden, die hier als kostenloser PDF-Download zur Verfügung steht. red