Etwa alle 24 Sekunden rückt die Feuerwehr deutschlandweit zu einem Einsatz aus. Alle zwölf Minuten erhält in Deutschland ein Mensch die niederschmetternde Diagnose Blutkrebs, weltweit alle 27 Sekunden. Einer von ihnen ist Feuerwehr-Kamerad Marcel, Brandmeister und Rettungssanitäter der Feuerwehr Frankfurt. Eine Stammzellspende ist seine einzige Überlebenschance. Aus diesem Grund hat die Feuerwehr Frankfurt alle Feuerwehrstationen der Stadt mobilisiert am Sonntag, 9. Juli, von 11 Uhr bis 15 Uhr eine XXL-Registrierungsaktion zu starten. Jeder gesunde Mensch zwischen 17 und 55 Jahren ist dazu eingeladen, sich bei einer der Frankfurter Feuerwachen als potenzielle Stammzellspenderin oder potenzieller Stammzellspender bei der DKMS zu registrieren.
Marcel ist ein lebensfroher, ehrgeiziger und offener junger Mann. Der Hüffelsheimer verbringt seine Freizeit am liebsten mit seinen Freunden und beim Sport. Seine große Leidenschaft gilt jedoch der Feuerwehr. Seit 15 Jahren ist er bereits Teil der Freiwilligen Feuerwehr. Seinen Kindheitstraum, Berufsfeuerwehrmann zu werden, hat er sich 2022 mit der Ausbildung zum Brandmeister erfüllen können. Seit Mai dieses Jahres ist aber alles anders. Marcel fühlte sich schlapp, hatte Husten und immer wieder Fieber. In der Klinik erhielt Marcel dann die niederschmetternde Diagnose: akute myeloische Leukämie. Marcel hat Blutkrebs. Das behandelnde Ärzteteam begann sofort mit der ersten Chemotherapie. Doch diese allein wird nicht reichen. Marcel ist dringend auf eine Stammzellspende angewiesen.
In Frankfurt leben mehr als 760.000 Menschen. Zurzeit sind knapp 52.000 davon bei der DKMS registriert. 481 davon haben bereits Stammzellen gespendet und eine Chance auf Leben geschenkt.
Einer von ihnen ist Mitarbeiter der Pressestelle und Zugführer Andreas Mohn. Er registrierte sich Anfang der 2000er Jahre bei der DKMS weil im Nachbarort ein Kamerad an Blutkrebs erkrankte und die Feuerwehr eine große Registrierungsaktion organisierte. „Damals musste man noch Blut abnehmen lassen“, erinnert sich der 47-jährige. „Leukämie war bei uns zu Hause immer ein Thema. Mein Bruder, den ich selbst nicht mehr kannte, starb mit drei Jahren an Blutkrebs. Damals gab es noch keine Spenderdatei. Von daher war es für mich eine Selbstverständlichkeit, mich zu registrieren.“
Viele Jahre später wurde er von der DKMS kontaktiert. Er kam in die engere Auswahl als potentieller Lebensretter für einen Patienten. Nach Bejahung dieser lebenswichtigen Frage ging alles ganz schnell. Gesundheitschecks wurden durchgeführt, Abläufe besprochen, um wenige Wochen später die Stammzellen im Aphereseverfahren zu spenden. „Die Stammzellen wurden in einer Art Blutwäsche aus dem Blut gefiltert und in einem Beutel gesammelt. Wie ich im Nachhinein erfuhr, gingen meine Stammzellen an einen Familienvater in den USA. Er und seine kleine Tochter haben sich schon per Brief bei mir bedankt. Bitte macht mit, registriert euch und teilt unseren Aufruf, damit Menschen leben dürfen“, lautet der Aufruf des Mitinitiators Andreas Mohn.
Till Emmer, Hauptlöschmeister der Freiwilligen Feuerwehr Frankfurt-Praunheim war einer der zehn Prozent, die ihre Stammzellen über das Knochenmark spendeten. Bei der Knochenmarkentnahme wird den Spenderinnen und Spendern in einer zertifizierten Entnahmeklinik unter Vollnarkose ein Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenkamm entnommen. Im Anschluss an die Knochenmarkentnahme ist es möglich, dass für wenige Tage ein lokaler Wundschmerz auftritt, ähnlich dem einer Prellung. Das gesundheitliche Risiko der Knochenmarkentnahme ist gering. Es beschränkt sich im Wesentlichen auf das allgemeine Risiko, das mit jeder Operation unter Vollnarkose einhergeht. Um vermeidbare Risiken auszuschließen, hat für die DKMS die sorgfältige medizinische Voruntersuchung der Spenderinnen und Spender höchste Priorität.
„Es war ein großartiges Gefühl als Spender ausgewählt zu werden. Wenige Tage nach meiner Spende konnte ich wieder in mein Lauftraining einsteigen. Zu erfahren, dass ich für ein zehnjähriges Mädchen aus Griechenland gespendet habe, war für mich als Papa von zwei Kindern sehr emotional. Inzwischen weiß ich, dass die Spende erfolgreich und ich der Schlüssel dafür war. Eine Familie hat ihr Kind nicht verloren, weil ich die Entscheidung zur Registrierung und Spende getroffen habe. Aktuell planen wir den Besuch meiner genetischen Zwillingsschwester. Eine kleine Entscheidung für euch, kann über Leben und Tod entscheiden. Bitte seid dabei“, lautet Till Emmers Appell.
Oberbürgermeister Mike Josef freut sich über das Engagement seiner Feuerwehr und hat gerne die Schirmherrschaft für die anstehende große Aktion übernommen. Er selbst wird sich kommenden Sonntag 12.30 Uhr an der Feuerwache 1 in der Feuerwehrstraße 1 in Frankfurt registrieren. „Auch in meinem Bekanntenkreis habe ich von Schicksalen erfahren, die mich sehr bewegt haben und auch davon, dass Menschen durch eine Stammzellspende geholfen werden konnte. Marcel hat seinen Beruf ergriffen, um Leben zu retten. Ihm nun gemeinsam zu helfen und füreinander einzustehen, passt perfekt zu Frankfurt. Lassen Sie uns hier zusammen ein großes Zeichen setzen“, ruft der Oberbürgermeister zur Aktion auf.
Das Engagement der Feuerwehren in Deutschland ist ein fester und nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der Arbeit der DKMS. „Bei fast jedem unserer Aufrufe sind es die Kameradinnen und Kameraden, die uns zuverlässig unterstützen, ihre Netzwerke zur Verfügung stellen und uns nach Kräften helfen. Auf die Feuerwehr ist auch Verlass, wenn es bei uns brennt“, erklärt Annika Schirmacher, die bei der DKMS die Kooperation mit dem Deutschen Feuerwehrverband betreut. Die Karte der teilnehmenden Feuerwehren ist online verfügbar unter fwffm.info/dkms im Internet. red