Das Behandeln von psychischen Erkrankungen, wie beispielsweise Depressionen mit Medikamenten gilt als eine wichtige Behandlungssäule. Betroffene haben zudem eine Vielzahl somatischer Erkrankungen und bringen so meist eine lange Liste an Medikamenten mit. Genau an dieser Schnittstelle der körperlichen und der psychischen Gesundheit kann es zu Wechselwirkungen kommen: Eine klinische Pharmazeutin kann diese erkennen und helfen, Schwierigkeiten zu vermeiden.
Genau diese Aufgabe hat Prof. Dr. Martina Hahn am varisano-Klinikum Frankfurt Höchst übernommen. Sie ergänzt seit April das Team der Klinik für psychische Gesundheit und verantwortet nun den Fachbereich klinische Pharmazie. Der Schwerpunkt ihres Einsatzes liegt in der Psychiatrischen Institutsambulanz. „Durch direkte Patientenkontakte, Beratung von Ärztinnen und Ärzten, Pflegekräften sowie Psychologinnen und Psychologen trägt die klinische Pharmazie dazu bei, die Arzneimittel-Therapiesicherheit für die Patientinnen und Patienten zu erhöhen – insbesondere durch gezielte Wechselwirkungs-Prüfungen“, erklärt Martina Hahn. So unterstützt sie Patienten bei der Therapietreue im Rahmen der individuell gesteckten Therapieziele. „Wir arbeiten nach dem Prinzip der partizipativen Entscheidungsfindung. Dabei werden diagnostische und therapeutische Aktivitäten mit den psychisch erkrankten Menschen gemeinsam abgestimmt“, erklärt die neue Leiterin des Fachbereichs Klinische Pharmazie.
Dies gelingt in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit, idealerweise in einem Tetralog aus Patienten, Ärzten, Pflegekräften und klinischen Pharmazeuten. Dieses Konzept der tetralogischen Zusammenarbeit wurde im Jahr 2009 von Martina Hahn und der Chefärztin der Klinik für psychische Gesundheit Prof. Dr. med. Sibylle C. Roll entwickelt und 2011 unter dem Begriff „Eichberger Modell” erstmals erfolgreich umgesetzt.
Dazu werden in der Psychiatrischen Institutsambulanz Informationsgruppen und Einzelgespräche angeboten. Die Patienten sind aktiv an der Auswahl der Arzneimittel beteiligt. Da die Angehörigen als wichtiges Bindeglied bei der Versorgung psychisch erkrankter Menschen gelten, sind diese bei den Beratungsgesprächen willkommen. „Ich wünsche mir, dass Patienten mit Hilfe dieses Angebotes ihre Erkrankungen besser verstehen und erkennen, weshalb es vielleicht sinnvoll ist, auf Medikamente – zumindest zeitweise – zurückzugreifen. Genauso schaue ich danach, dass Medikationslisten nicht zu lang werden. Manchmal ist weniger mehr – vor allem um Nebenwirkungen zu vermeiden“, unterstreicht die Pharmazeutin.
Nicht selten treffe sie auf Patienten, die täglich 10 bis 15 verschiedene Arzneimittel zu sich nehmen. Im Einzelfall waren es auch schon 20 Präparate. Diese führen wiederum zu 180 möglichen Interaktionen, die den Prozess der psychischen Genesung behindern könnten. Daher spürt sie mögliche Störfelder in der Medikation auf oder prüft, warum ein Mittel gegebenenfalls nicht so wirkt wie erwartet.
Das neue Angebot ist aktuell beschränkt auf Patienten, die wegen einer psychischen Erkrankung ambulant am varisano-Klinikum Frankfurt Höchst behandelt werden. red