Der Wettbewerb zur Neugestaltung des Ettinghausen-Platzes in Höchst ist entschieden. Das Preisgericht hat am Dienstag vergangener Woche in einer zweiten Sitzung unter Vorsitz von Rena Wandel-Höfer aus Saarbrücken die Preisträger benannt.
Aus den zwei Entwürfen, die nach der ersten Sitzung am 18. November 2021 zur Überarbeitung aufgefordert wurden, ist nach sorgfältiger Abwägung das Büro Meixner Schlüter Wendt aus Frankfurt mit KuBuS Freiraumplanung aus Wetzlar mit dem ersten Preis ausgezeichnet worden.
„Endlich haben wir ein Konzept für den Ettinghausen-Platz, das der Geschichte des Ortes gerecht wird und zugleich einen markanten Platz als Auftakt zur Höchster Altstadt schafft“, freut sich Planungsdezernent Mike Josef.
„Der Siegerentwurf findet meine absolute Unterstützung. Ich halte ihn für eine moderne und intelligente Form der Erinnerungskultur. Er birgt das Potential, dass er eine lebendige Erinnerung an die Bedeutung des Ortes transportieren wird und von den Bürgern auch entsprechend angenommen wird“, ergänzt Marc Grünbaum, Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Frankfurt.
Gleichrangige Anerkennungen wurden den Büros Kübertlandschaftsarchitektur aus München, Studio Vulkan Landschaftsarchitektur aus München und KatzKaiser aus Köln mit studio grüngrau aus Düsseldorf zuerkannt. Insgesamt hatten zwölf Büros beziehungsweise Arbeitsgemeinschaften aus Deutschland und Österreich Entwürfe eingereicht. Dem Wettbewerb vorgeschaltet war ein offenes Bewerbungsverfahren, an dem sich Landschaftsarchitekten, Architekten und Künstler beteiligen konnten. Die Wünsche der Höchster Bürgerinnen und Bürger zum Charakter des zukünftigen Platzes wurden vor Beginn des Wettbewerbes im März 2021 in einer Online-Veranstaltung des Stadtteilmanagements Höchst abgefragt und den teilnehmenden Büros als Anregungen mitgegeben.
Zur Jury gehörten neben renommierten Landschaftsarchitekten, Architekten und Gestaltern hochrangige Vertreter der Stadt Frankfurt sowie der Jüdischen Gemeinde. Als Sachverständige nahmen die zugeordneten Fachämter der Stadt Frankfurt sowie Vertreter der Höchster Geschichtsvereine teil.
In der ersten Preisgerichtssitzung am 18. November 2021 hatte die Jury die zwölf eingereichten Arbeiten in einer ganztägigen Sitzung intensiv diskutiert. Nach sorgfältiger Abwägung wurde eine engere Wahl gebildet. Zwei Arbeiten aus der engeren Wahl wurden daraufhin zur Überarbeitung von Teilaspekten der Entwürfe aufgefordert.
Für die Umsetzung des Projektes wurde ein Budget von rund 350.000 Euro kalkuliert. Ein genauer Zeitplan kann derzeit jedoch leider noch nicht vorgestellt werden.
Die Arbeiten werden an zwei Orten ausgestellt. Noch bis Freitag, 25. März, um 12 Uhr sind die Beiträge im Atrium des Planungsdezernates in der Kurt-Schumacher-Straße 10 ausgestellt. In Höchst sind die Arbeiten außerdem noch bis Montag, 25. April, in der Stadtbücherei Bibliothekszentrum Höchst in der Michael-Stumpf-Straße 2 zu den Öffnungszeiten der Stadtbücherei zu sehen.
Die Wettbewerbsergebnisse werden zudem auf einer öffentlichen Veranstaltung am Donnerstag, 7. April, mit Stadtrat Mike Josef vorgestellt. Wer Interesse an einer Teilnahme hat, kann sich beim Stadtteilbüro Höchst unter der Telefonnummer 069/212-40802 oder per E-Mail an quartier-hoechst@naheimst.de anmelden.
Der nach der jüdischen Familie Ettinghausen benannte Platz befindet sich in zentraler Lage in der historischen Altstadt des Frankfurter Stadtteils Höchst. Er soll im Rahmen des Investitionsprogramms „Schöneres Frankfurt“ eine seiner Geschichte angemessene Neugestaltung erfahren.
Am südlichen Rand des Ettinghausen-Platzes verlief bis ins 19. Jahrhundert die Stadtmauer mit dem sogenannten Hinterturm und davorliegendem Stadtgraben. Nachdem zunächst der Hinterturm als „Judenschule“ umgenutzt wurde, entstand 1816 an Stelle des Hinterturms zunächst eine kleinere Synagoge. 1905 errichtete die inzwischen deutlich gewachsene jüdische Gemeinde an gleicher Stelle ein größeres Gotteshaus als repräsentativen Klinkerbau. Während der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge in Brand gesetzt und später bis auf die Grundmauern abgetragen. Ab 1940 wurde unmittelbar östlich des Synagogenstandortes ein Luftschutzbunker, der heute denkmalgeschützt ist, errichtet und der östliche Abschluss der ehemaligen Synagoge überbaut; der größere Teil verblieb bis heute als unbebauter Freiraum.
Die Spuren dieser wechselhaften Geschichte wurden im Jahr 2020 im Rahmen archäologischer Grabungen untersucht. Dabei wurden die verbliebenen Fundamente der Synagoge und des Hinterturms freigelegt und dokumentiert. Nach Abschluss der Grabungen wurde die Platzfläche mit einer einfachen Asphaltdecke vorläufig wiederhergestellt. Für die dauerhafte Gestaltung des Ettinghausen-Platzes sollte im geplanten Wettbewerb ein Konzept gefunden werden, das mit einer besonderen und hochwertigen Gestaltung die Geschichte des Ortes in angemessener Weise erlebbar macht. Gesucht wurden Entwurfsansätze, welche die komplexen Themen, Zusammenhänge, Spuren und Ereignisse in ein integrales Gestaltungskonzept überführen. red