Der Fachkräftemangel in Deutschland macht vor keinem Berufszweig Halt. Auch die Chemiebranche sucht für die wichtige Sparte der Metallberufe verstärkt Nachwuchs. Um technisch interessierten Jugendlichen mit praktisch orientierten Potenzialen und Schwächen im Wissensbereich einen Ausbildungsstart zu ermöglichen, hat der Bildungsdienstleister Provadis ein innovatives Konzept entwickelt. In Zusammenarbeit mit Infraserv Höchst konnte so die erste Ausbildungsklasse mit acht Auszubildenden starten.
Das neue Qualifizierungsangebot ist Teil des Chemiebranchenprojekts „BBChemie“ (Bedarfsorientierte Bildungswege in der Chemie), das aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Es bietet Bewerberinnen und Bewerbern eine zweijährige gemeinsame Grundausbildung zur Fachkraft für Metalltechnik mit einem festen Arbeitsvertrag. Das Besondere daran: Die Auszubildenden werden in dieser Zeit durch eine intensive Lernbegleitung unterstützt. Auf diese Weise wird der direkte Einstieg in die reguläre Ausbildung ohne Zeitverlust durch ein vorgeschaltetes Übergangssystem ermöglicht. Nach Wunsch und Eignung kann eine eineinhalbjährige Ausbildung im Bereich Industriemechanik angeschlossen werden.
Zunächst haben die acht jungen Erwachsenen neben der Berufsschule auch eine „Schnupperwoche“ in Betrieben von Infraserv Höchst absolviert, der Standortbetreibergesellschaft des Industrieparks Höchst. Der Auszubildende Efecan Yalcin ist froh über das neue Lernmodell: „Ich hatte das Gefühl, dass mir die Ausbildung in Etappen einfacher fallen wird, da ich besonders in der Theorie immer wieder meine Probleme hatte“, berichtet er. „Wenn ich mir Mühe gebe, werde ich genau das gleiche Ziel erreichen, wie die anderen. Jetzt habe ich es selbst in der Hand.“
„Das Vorhaben ‚BBChemie‘ stößt in unserem Haus auf Interesse, weil es zunehmend zur Herausforderung wird, geeignete Auszubildende zu finden und diese erfolgreich zur Abschlussprüfung zu führen“, betont Heike Kraus, Ausbildungsbeauftragte der Infraserv Höchst-Gruppe. „Wir freuen uns, mit mehreren Auszubildenden bei diesem Projekt an den Start zu gehen. Es ist schön, zu beobachten, mit welchem Engagement diese jungen Menschen ihre Chance nutzen und zunächst die zweijährige Ausbildung zur Fachkraft für Metalltechnik absolvieren. Auch die betrieblichen Ausbilder sind maßgeblich am Gelingen des Projektes beteiligt“, stellt Heike Kraus fest.
Im Projekt ‚BBChemie‘ haben die Jugendlichen die Chance, ihr Berufsziel in Etappen zu erreichen. Neben dem Handwerk setzen sich die Auszubildenden bewusst mit ihrem Lernverhalten auseinander. Sie entdecken ihre eigenen Stärken sowie neue Lernwege und üben, innere Blockaden zu überwinden. Das bedarfsorientierte Begleitprogramm der Lernprozessbegleitung bietet Raum für persönliche Reflektionsgespräche, ein integriertes Lerntraining und ausreichend Wiederholungszeit für das Verfestigen des Lernstoffs. „Beim Übergang von der Schule in den Beruf darf keiner der jungen Menschen vergessen werden“, betont Diplom-Pädagogin und Lernprozessbegleiterin Valeria Bogomolny.
„Jeder Schulabgänger sollte mit seinen unterschiedlichen Eignungsvoraussetzungen die Möglichkeit auf einen Ausbildungsplatz haben und damit auf eine sichere Zukunft. Unser Ziel ist es, die Auszubildenden in den zwei Jahren zu stärken und für die weiterführende Ausbildung zum Industriemechaniker zu befähigen. Im Gegenzug erwarten wir aber auch ausreichend Motivation, Ehrgeiz und Bereitschaft zur Selbstentwicklung.“
Mit Unterstützung der TU Dortmund wird das Programm der Lernprozessbegleitung über den gesamten Zeitraum evaluiert und gesteuert. Provadis steht dafür in engem Austausch mit den Ausbilderinnen und Ausbildern und den ausbildenden Fachkräften in den Betrieben von Infraserv Höchst. Zu Beginn wurde in einer Kick-off-Veranstaltung mit allen Beteiligten der gegenseitige Austauschbedarf festgestellt.
Geplant ist, mit einer zweiten Auszubildendengruppe im Modellprojekt „BBChemie“ zum 1. September zu starten. Interessierte Unternehmen können sich an Projektleiterin Petra Esch bei Provadis per E-Mail an petra.esch@provadis.de oder unter der Telefonnummer 069/30513147 wenden. red