Wie geht es den Frankfurter Schülern während des Lockdowns? Mit dieser Frage hat sich Oberbürgermeister Peter Feldmann in Online-Gesprächen mit dem Stadtschülerrat (SSR) und dem Stadtelternbeirat (StEB) auseinandergesetzt. Im Mittelpunkt standen dabei die Digitalisierung der Schulen, der Ablauf von Online- und Präsenzunterricht sowie die dadurch entstehenden Probleme und Konsequenzen für Schüler. Die Beteiligten waren sich einig darüber, dass vieles besser laufe als im ersten Lockdown im Frühjahr – aber auch an vielen Punkten noch Verbesserungsbedarf bestehe.
„Die Entscheidung, wie Schule in dieser entscheidenden Phase der Pandemie gestaltet werden kann, ist schwierig“, sagte Peter Feldmann. „Für mich ist wichtig: Es darf niemand abgehängt werden. Die Pandemie darf Bildungsungerechtigkeiten nicht wieder stärker werden lassen. Dagegen konnten wir bereits in großen Teilen erfolgreich kämpfen und deshalb ist auch der Präsenzunterricht für mich wichtig. Natürlich ist aber aktuell der Gesundheitsschutz von zentraler Bedeutung.“
Der Oberbürgermeister sprach mit Nila Minneker und Harrison Krampe von der Schillerschule sowie Lasse Weigelt von der Musterschule, die alle drei dem Vorstand des Stadtschülerrates angehören. Aktuell sind in Hessen die Abschlussklassen und die ersten bis sechsten Klassen der Schulen vor Ort, alle weiteren Klassen werden auf Distanz unterrichtet. Die drei SSR-Vertreter berichteten, dass sich die Situation aktuell an den Schulen sehr unterschiedlich entwickele. Manche kämen sehr gut zurecht, aber vor allem Schulen mit weniger finanziellen Mitteln hätten Probleme.
Oftmals fehle bei Schülern die technische Ausrüstung oder die Netzwerkqualität sei schlecht und es sei dementsprechend schwierig, dem Unterricht zu folgen. „Der Online-Unterricht verlangt den Schülern viel Disziplin ab – ihnen sollten nicht noch zusätzlich Steine in den Weg gelegt werden“, erklärte Harrison Krampe. Zudem würden sich sowohl bei Lehrern als auch bei jüngeren Schülern Defizite im Umgang mit Programmen und Plattformen zeigen. An dieser Stelle wünschen sich die Schüler die Unterstützung der Stadt, beispielsweise in der Erstellung eines Leitfadens für die Nutzung der wichtigsten Lernplattformen. „An diesem Thema müssen wir dranbleiben“, stimmte das Stadtoberhaupt zu.
Auch mit Julia Frank und Andrea Herschbach vom Stadtelternbeirat war Peter Feldmann im Gespräch. Für sie steht die Digitalisierung der Schulen auf der Prioritäten-Liste an oberster Stelle. Dabei sollte auf die Reihenfolge geachtet werden, wann die 170 Frankfurter Schulen mit WLAN ausgestattet werden: „Qualität geht hier vor Quantität“, betonte Julia Frank. „Das Wichtige ist, dass erst einmal die weiterführenden Schulen ausgestattet werden, auch wenn es bei den kleineren Grundschulen wesentlich einfacher ist. Sie sind auf das Internet vor Ort angewiesen.“ Große weiterführende Schulen, wie beispielsweise die Ziehenschule, sollen aktuell erst Ende 2022 WLAN bekommen – das sei keine Perspektive, sagten die Vertreterinnen des Stadtelternbeirats.
Ein weiterer wichtiger Punkt war die technische Ausstattung der Lehrer. Es werde oft darüber gesprochen, dass die Lehrer nicht für den Online-Unterricht ausgebildet wären; dass sie jedoch in vielen Fällen nicht über das mögliche Equipment verfügten, würde oft nicht beachtet, erklärten die StEB-Vertreterinnen. „Viele Lehrer bringen ihre privaten Laptops mit in die Schule. Jedoch benötigen sie auch dafür eine Freischaltung, die bereits für Anfang des Jahres zugesagt war, aber noch nicht stattgefunden hat. So können sie nicht arbeiten – man kann nicht Auto fahren lernen, wenn man kein Auto hat“, machte Andrea Herschbach deutlich. Der Oberbürgermeister versprach seine Unterstützung und sagte zu, Gespräche zu diesen beiden Punkten zu führen. red