In Frankfurt-Höchst kann man ab sofort eine Einkaufspause auf mobilen Bänken einlegen. Das Stadtplanungsamt Frankfurt und das von ihm beauftragte Stadtteilmanagement der NHW-Marke „ProjektStadt“ haben nun die ersten drei Exemplare ihrer Bestimmung und ihren Paten übergeben.
Über Sitzmöglichkeiten im öffentlichen Raum wird in vielen Städten und Stadtteilen heftig diskutiert. Fehlen Bänke im Stadtraum, so vermissen gerade Familien mit kleinen Kindern oder ältere Bürger eine Möglichkeit zum Verweilen beim Einkaufen oder Spazierengehen. Sind Bänke vorhanden, werden sie oftmals auch nachts genutzt und es besteht die Gefahr, dass sie sich zum Treffpunkt von Ruhestörern entwickeln. Dies gilt gerade für belebte Geschäftsstraßen und ist ein Schrecken für die Anwohner.
Unterschiedliche Gruppen haben bei dem Thema jeweils eigene Sichtweisen, die oft nur schwer in Einklang zu bringen sind. So war es auch im Frankfurter Stadtteil Höchst, insbesondere was die Diskussion um Sitzbänke in der Fußgängerzone Königsteiner Straße und in den angrenzenden Geschäftsstraßen wie der Hostatostraße anging.
Das Stadtplanungsamt der Stadt Frankfurt und das von ihm beauftragte Stadtteilmanagement der „ProjektStadt“ nahm sich daher im Rahmen des Förderprogramms „Innenstadt Höchst“ des Themas an. Als Ergebnis einer Konfliktmoderation, an der unter anderem die Höchster Senioren-Initiative, Anwohner und Geschäftsleute teilnahmen, wurden zunächst die „bunten Bänke“ konzipiert. Für diese entwickelte das in Höchst ansässige Büro für Typografie und Gestaltung „ffj“ ein spezielles Design. Mit auf die Bank geklebten, humorvollen Sprüchen wird dabei um Rücksichtnahme gebeten.
Zusätzlich vereinbarte man jedoch, gemeinsam mit Impulsgebern und Unterstützern vor Ort noch ein weiteres Angebot zu verwirklichen. „Es gab den Wunsch nach mobilen Bänken, die das Ausruhen und Verweilen von Passanten in den Tagesstunden ermöglichen, aber in den Nachtstunden nicht genutzt werden können und so nicht zu Belästigungen durch Lärm führen“, erklärt Jürgen Schmitt vom Stadtteilmanagement der „ProjektStadt“. Doch wo sollten die Bänke nachts gelagert werden? In einem Workshop kam die Idee auf, Gewerbetreibende der Einkaufsstraßen in Höchst für eine Patenschaft zu gewinnen. „Die Bänke sollten tagsüber für alle nutzbar vor den Geschäften der Paten stehen und nach Ladenschluss in das Geschäft gebracht und dort gelagert werden“, erklärt Schmitt weiter.
Bei der Entwicklung der Bänke konnten das Stadtplanungsamt und das Stadtteilmanagement erneut von der lokalen Kreativszene profitieren. Das Design- und Möbelatelier „keinStil.“ aus Höchst hatte bereits Ideen für eine mobile Sitzbank gesammelt. Diese wurden nun zum Prototyp der „urban-k“ weiterentwickelt. „Die Bank kann wie eine Sackkarre bewegt werden. Das ermöglicht ein schnelles und flexibles Aufstellen. Nachts wird sie platzsparend im Geschäft gelagert. Gleichzeitig fungiert die Bank als Aufsteller, der von den Bankpaten für Werbezwecke genutzt werden kann“, erklärt Theo Voss vom Atelier „keinStil.“. Ein erster Prototyp wurde bereits im Dezember auf dem 15. Höchster Designparcours vorgestellt. Ursprünglich war die Einweihung und Übergabe der mobilen Bänke für März 2020 geplant, musste dann jedoch wegen der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie verschoben werden. Ende Mai weihte Stadtrat Mike Josef nun die ersten drei mobilen Bänke in Höchst ein. Die Mittel für die Herstellung stammen aus dem Förderprogramm „Innenstadt-Höchst“. Die Bänke verbleiben im Eigentum der Stadt und werden an die Paten nur verliehen, für diese entstehen somit keine Kosten.
Zu den Geschäftszeiten stehen die Bänke ab sofort vor einem Friseursalon und einem Computergeschäft in der Königsteiner Straße sowie vor einem Blumenhaus in der Hostatostrasse. Eine weitere mobile Bank befindet sich vor dem Stadtteilbüro der „ProjektStadt“ in der Bolongarostraße 135. Dabei soll es aber nicht bleiben, weitere Paten unter den Geschäftsleuten in der Höchster Innenstadt werden gesucht. „Die mobilen Bänke sollen nicht zuletzt einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass Höchst als Gewerbestandort auch während der Corona-Krise attraktiv bleibt“, sagt Stadtrat Mike Josef. Dieser bezeichnete das Konzept der mobilen Bank als originellen und konstruktiven Ansatz zum Umgang mit den Konflikten um Sitzmöglichkeiten im öffentlichen Raum: „Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass dies auch für andere Stadtteile interessant sein könnte.“
Informationen zur Patenschaft einer mobilen Bank in Höchst sind erhältlich beim Stadtteilbüro Innenstadt-Höchst per E-Mail an juergen.schmitt@nh-projektstadt.de oder unter der Telefonnummer 069/21240802. red