Die SPD-Höchst hatte am vergangenen Freitag zur Podiumsdiskussion zum Thema „Psychiatrie“ speziell im Hinblick auf den Enthüllungsreport von „Team Wallraff“, in dem auch Missstände im Klinikum Höchst aufgezeigt wurden, eingeladen.
Die Podiumsdiskussion im BiKuZ Höchst fand vor einem interessierten und auch diskussionsfreudigem Publikum statt. Nach den Begrüßungsworten von Lino Leudesdorff übernahm Stefanie Minkley die Moderation des Abends und stellte zuerst ihre Podiumsgäste vor unter denen auch zwei ehemalige Patienten der Psychiatie im Klinikum Höchst und der Uniklinik Frankfurt waren. Mit dabei waren auch Uwe Richtmann als Vertreter von VerDi und Margarete Wiemer, Betriebsratsvorsitzende und Psychologin.
Schon in der Anmoderation stellte Stefanie Minkley fest, dass der Wallraff-Report wohl ein Gutes hatte: Es kommt wieder Bewegung in die Diskussion um die Zustände in der Psychiatrie ganz allgemein. Es folgten Erlebnisberichte der ehemaligen Patienten, die aus ihren verschiedenen Stadien der Krankheit berichteten. Dabei wurde auch angemerkt, dass ein erster Eindruck der geschlossenen Abteilung für die meisten Menschen wohl verstörend sei, aber in den allermeisten Fällen alles nur menschenmögliche für die Patienten getan würde und das trotz akutem Personalmangels. Leider wurde aber auch von Fällen berichtet, bei denen Frauen, die ein Leben lang Opfer körperlicher Gewalt waren, mit Sexualstraftätern zum Essen an einen Tisch gesetzt wurden.
Uwe Richtmann ging intensiv darauf ein, wie sehr sich der Kostendruck auf die Qualität der Betreuung auswirkt. Dazu merkte auch Margarete Wiemer an, dass die über 25 Jahre alte Personalverordnung derzeit schon auf 90 Prozent abgesenkt sei und wohl in Zukunft noch weiter abgesenkt werden soll. Ein weiterer Missstand ist die Tatsache, dass die Anschlussbehandlungen nach stationären Aufenthalten nur selten funktionierten, wohingegen die gesetzlichen Betreuer als unabdingbar eingestuft wurden und äußerst hilfreich für viele Patienten sind.
Schon nach kurzer Zeit wurde die Diskussionsrunde auf die Gäste ausgeweitet und hier flossen noch viele Informationen zu den Zuständen in der Psychiatrie, wobei in diesen Ausführungen die Sicht des Pflegepersonals nicht zu kurz kam.
Als Resümee des Abends ist festzuhalten, dass die psychiatrische und psychologische Versorgung in Deutschland einer dringenden Reform bedarf. Es fehlt an Geld und Personal für die derzeitige Patientenlage und es ist zu befürchten, dass die Zahl der erkannten psychisch Kranken wohl eher steigt als sinkt. red