Es war 1894 eine äußerst weitsichtige Entscheidung, einen „Geschichtsverein“ zu gründen. Dessen kann man heute, nach 125 Jahren, gewiss sein, denn der Zahn der Zeit nagt nicht nur an manchen Exponaten. Auch schwindendes Geschichtsbewusstsein kann zur Gefahr werden. Kurator Peter Abel ist einer von denen, die die Fahne hoch halten, um das zu erhalten was Höchst zu Weltruhm verholfen hat.
Vor allem durch das „weiße Gold“, wie man Porzellan auch nennt, ist das Städtchen am Main seit jeher in aller Munde. Wenn heute von einer geplanten drastischen Verkleinerung der Porzellanausstellung gemunkelt wird, bezieht der unter anderem als Messerschmied bekannte langjährige Höchster klar Stellung: „Höchst darf seine Schätze nicht aufgeben.“
Besonderen Wert legt Abel daher auf den Namenszusatz „Verein für Geschichte und Altertum“, denn die – zum Teil noch sichtbaren – Wurzeln von Höchst reichen sehr tief in die Geschichte hinein. Diese Wurzeln sind es nach der Überzeugung von Peter Abel, die Höchst am Blühen halten. Dabei hat er natürlich nicht nur das Porzellan im Blick, das den Betrachter verzaubert sondern auch andere Exponate und vor allem architektonische Schätze wie die Justinuskirche als die älteste Kirche Frankfurts, die im neunten Jahrhundert unter Kaiser Ludwig dem Frommen mit immensem Aufwand erbaut wurde und heute als eines der Wahrzeichen von Höchst gilt und nach Ansicht einiger Experten sogar das Zeug zum Weltkulturerbe hätte. Im alten Zollturm hat der Verein seit 1899 sein Domizil.
In der vergangenen Woche wurde das 125-jährige Bestehen des Vereins mit einer akademischen Feier gewürdigt. Mehr als hundert Jahre Vereinsgeschichte sind natürlich ein guter Grund für Rückblicke. Die Redner aus Politik und Kultur waren des Lobes voll für die rege Arbeit der Mitglieder, denen weitere Unterstützung durch neue Mitglieder jederzeit willkommen ist.
Ein besonderes Geschenk konnte Kurator Peter Abel von einem neuen Mitglied für den Verein entgegennehmen: Peter Noack trennte sich von Zinngeschirrteilen, die jedes Historikerherz, nicht nur das von Peter Abel, höher schlagen lassen. Mit Kennerblick erkannte der Kurator, dass es sich bei den Tellern und Schalen um Geschirr aus dem legendären Wirtshaus „Zum Karpfen“ handelt, das einst am Schlossplatz neben dem Zollturm stand und die Passagiere verköstigte, die mit dem Marktschiff anlegten. Auch Dichterfürst Goethe soll schon in diesem Gasthaus geschmaust haben. Peter Abel weiß: „Auch Zinn ist nicht unzerstörbar. Der Zahn der Zeit, verbunden mit entsprechenden Temperaturen, kann zu Zinnfraß führen.“ Bei den Bewahrern von altem Kulturgut sind die Teile nun in besten Händen. mi