Der Fastenmonat Ramadan ist für die Bewohner des interkulturellen Altenhilfezentrums Victor-Gollancz-Haus als Tradition durchaus präsent, auch wenn sie das Fasten selbst nicht mehr praktizieren. Das Fastenbrechen „Iftar“ ist ein wichtiger Bestandteil und wurde am Montag in der Einrichtung gefeiert.
Nach den Vorschriften des Korans müssen alte und kranke Menschen nicht fasten. Da die Heimbewohner meist mit Medikamenten versorgt werden und regelmäßig essen und trinken müssen, ist Fasten kein Thema in der Einrichtung an der Kurmainzer Straße. Da bekomme das Personal durchaus Unterstützung durch den zuständigen Imam, versichern die Pflegekräfte.
Doch ganz gleich ob gefastet wird oder nicht: Auf das Fastenbrechen muss niemand verzichten. Von den 123 Bewohnern sind 37 muslimischen Glaubens und schätzen sehr den Respekt, der ihren kulturellen und religiösen Gepflogenheiten entgegengebracht wird. Das Fastenbrechen – Iftar genannt – ist ein Abend während der Fastenzeit, an dem nach Sonnenuntergang in geselliger Runde bei Speis‘ und Trank gefeiert wird. Gerne lädt man dazu Gäste ein, denn die Geselligkeit ist ein wichtiger Bestandteil dieses muslimischen Brauches. Teilen und Nächstenliebe praktizieren, lautet das Gebot, das auch uns Christen nicht fremd sein sollte.
Das Personal des Hauses gibt sich aus diesem Anlass viel Mühe bei der Zubereitung eines kräftigenden und abwechslungsreichen Mahles. Lammfleisch steht dabei im Mittelpunkt – und süße Früchte, um den niedrigen Zuckerspiegel wieder auszugleichen. Dies ist auch ein kleiner Vorgeschmack auf das Zuckerfest, das am Ende des Ramadans gefeiert wird und vom Ablauf her ein wenig dem christlichen Weihnachtsfest ähnelt.
Nach weiteren 70 Tagen feiern Muslime das Schlachtfest, bei dem der Opferung eines Lammes durch Abraham gedacht wird, das Gott an Stelle von dessen Sohn akzeptierte. Diese Geschichte findet sich auch im Alten Testament der Bibel und ist ein willkommener Anlass, die Gemeinsamkeiten beider Religionen zu erkennen. mi